Bei einem Festakt im Museum Behnhaus/ Drägerhaus
würdigten die Laudatoren Kulturministerin Valgerd Svarstad Haugland
und der Parlamentarische Staatssekretär Franz Thönnes, MdB
den Einsatz der beiden Preisträger. Mehr
als 120 geladene Gäste aus Deutschland und Norwegen waren nach Lübeck
gekommen, um der Veranstaltung beizuwohnen. Unter ihnen waren auch
zahlreiche Bundes- und Landtagsabgeordnete und natürlich Vertreter
der Presse. Eine besondere Ehre für alle Anwesenden war es, dass Günter
Grass mit seinem einleitenden Beitrag unter dem Titel „Zu Tisch
mit Legenden“ bat und damit erstmals eine politische Rede in literarischer
Form hielt. Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass, lange Jahre Freund
und Weggefährte Willy Brandts, nutzte die Gelegenheit, um in seiner
Rede der Politik und ihren Akteuren neue Anstöße zu geben und auf
die ungebrochene Aktualität Brandts hinzuweisen. Die Politiker schienen,
so Grass, den Nord-Süd Dialog vergessen zu haben und zeigten wenig
Begabung, radikal zu denken. In dieser Hinsicht habe die Politik viel
von Willy Brandt zu lernen. Eröffnet wurde
die Veranstaltung zunächst durch die norwegische Pianistin Arnhild
Vik. Dr. Thorsten Rodiek als Leiter des Museums, Thorvald Stoltenberg
als Vorsitzender der Stiftung, der Bürgermeister der Stadt Lübeck
Bernd Saxe und Botschafter Bjørn-Tore Godal drückten in ihren Grußworten
Freude darüber aus, dass sich die Stiftung für Lübeck als Ort der
Preisverleihung entschieden hat. Lübeck und Norwegen, das wurde an
diesem Tag immer wieder deutlich, verbindet eine lange gemeinsame
Geschichte – nicht nur, aber auch durch Willy Brandt als Sohn der
Stadt Lübeck und Menschen, der Norwegen zeitlebens eng verbunden war.
Der norwegische
Preisträger Dr. Nils Morten Udgaard, ehemaliger Korrespondent
der norwegischen Tageszeitung Aftenposten in Bonn und Leiter der außenpolitischen
Abteilung, hat durch seine Berichterstattung über deutsche Politik
zu einem breiteren Wissensstand über Deutschland in Norwegen beigetragen
und dadurch das Verhältnis der beiden Länder nachhaltig gestärkt,
so die Kulturministerin in ihrer Laudatio.
Udgaard selbst
wies in seiner Dankesrede darauf hin, dass "Deutschland das wichtigste
Einfallstor zur Welt für norwegische Kultur war und weiterhin ist,
Norwegen aber heute auf mancherlei Weise seine kulturellen Verbindungen
zu Deutschland und dem europäischen Kontinent vernachlässigt". - Es
sei paradox, dass das "draußen-Land" Norwegen anpassungsfähiger in
seinem Verhältnis zur EU als zu den EU-Ländern selbst sei. Trotz der
engen Verbindung zwischen Norwegen und Deutschland kommunizierten
Norweger immer schlechter mit den Deutschen, was etwa durch das sinkende
Interesse an der deutschen Sprache unter den norwegischen Studenten
zum Ausdruck komme, meinte Udgaard.
Der deutsche
Preisträger Prof. Einhart Lorenz, so Thönnes in seiner Laudatio
(Link), hat eine umfassende Forschung zu Willy Brandts politischem
Leben – insbesondere zu seiner Zeit in Norwegen – betrieben und in
diesem Zusammenhang sowohl in Deutschland als auch in Norwegen wichtige
Werke nicht nur zu Brandts Leben, sondern auch zu Exilfragen und zur
Geschichte der Arbeiterbewegung veröffentlicht. Durch seine Forschung
hat Lorenz neues und vergessenes Wissen über Willy Brandt und die
Geschichte beider Länder vermittelt.
Lorenz wies
in seiner Dankesrede trocken darauf hin, dass trotz Brandts wichtiger
Rolle für die Beziehungen zwischen Norwegen und Deutschland im Augenblick
in Norwegen kein Interesse daran bestehe, eine Straße nach Willy Brandt
zu benennen. Von den norwegischen Behörden würde dies damit begründet,
dass in Norwegen keine Straßen nach Pseudonymen benannt würden. Willy
Brandt hieß ursprünglich Herbert Frahm.
Neben der Verleihung,
bei der den Preisträgern ein Zertifikat und eine Brandt-Statuette
des norwegischen Künstlers Nils Aas überreicht wurden, standen beeindruckende
kulturelle Beiträge auf dem Programm. Ein Szenenmonolog mit Auszügen
aus dem Theaterstück "Dein ergebener Edvard Munch", bei dem man Einblicke
in Munchs Leben aus Sicht seiner Tante Karin gewinnen konnte, wurde
von Ineke Brinkmann aufgeführt. Begleitet wurde sie von Arnhild Vik
(Klavier) mit Musik von Edvard Grieg.
Edvard Munch
hatte eine enge Beziehung zu Lübeck und ein Teil seines Werkes wurde
dort geschaffen. Noch bis zum 19. Oktober findet im Museum Behnhaus/Drägerhaus
die große Ausstellung „Edvard Munch und Lübeck“ mit Munchs
Gemälden und graphischen Arbeiten aus seiner Lübecker Zeit statt.
Alle Werke haben eine direkte Verbindung zum Aufenthalt des Künstlers
in der Stadt. Die Preisverleihung im Jahr 2004 wird wieder in Norwegen
stattfinden.
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